Dienstag, 25. November 2008

„Next time you come with girlfriend. It will be very fun for her“

Mein Lieblingsspruch aus Rezas Repertoire am zweiten Tag in Teheran. Also Ladies: Leichte modische Kopftücher reichen aus. Und bei jeder Straßenüberquerung solltet ihr euch an die Hand nehmen lassen, wenn ihr keinen frühen Tod durch verrückte Autofahrer sterben möchtet. Sounds like fun! ;-) Und noch ein weiterer wichtiger Hinweis, den ich heute bestimmt zehn mal gehört habe: „Take care of your wallet!“ Bisher bin ich von Taschendieben immer verschont geblieben, aber hier hatte ich ehrlich Glück, dass ich es noch bemerkt habe, als mir einer an der Jackentasche herumgefummelt hat und ihn weg gestoßen habe, woraufhin er schneller abgehauen ist, als Reza und ich schauen konnten.

Reza kann, wie er heute stolz erzählt hat, sogar Alkohol besorgen. „In Iran, whatever you want - girls, drugs, booze – you can have, as long as you can pay for it!“ Was es hier allerdings nicht gibt, sind Discos uns Bars. Des Nachtlebens wegen lohnt sich eine Reise nach Teheran also eher nicht.

Dafür schon eher wegen der tollen Museen. In einem Land, das 9000 Jahre dokumentierte Geschichte nachweisen kann, sollte das Nationalmuseum besonders reichhaltig sein und das ist es auch tatsächlich. Hobbyarchäologen können hier Stunden verbringen. Das liegt auch daran, dass der Anreiz, gefundene Artefakte auch brav an die Regierung zu übergeben recht hoch ist. Grabraub und Handel mit gestohlenen Antiquitäten wird beim ersten Mal mit zehn Jahren Gefängnis bestraft (und ich gehe nicht davon aus, dass die Anstalten hier so wohnlich sind, wie in Deutschland), beim zweiten Mal folgt die sofortige Exekution.

Also besser mit neuen Sachen seinen Lebensunterhalt verdienen. Zum Beispiel kopierte Software. Der Iran hat als eines von nur wenigen Ländern das Abkommen, das Programme urheberrechtlich schützt, nicht unterschrieben. Windows Vista für 5 Dollar – no problem! Auch Markenklamotten bekommt man hier an jeder Ecke. Auf dem „Grand Market“ habe ich sogar etwas richtig witziges gesehen, dass ich selbst aus China noch nicht kannte. Man kann sich dort seine Klamotten maß schneidern lassen und anschließend ein Label nach Wahl einnähen und sticken lassen. Braucht irgendwer einen Nike-Maßanzug oder Armani-Turnschuhe?

Von Händlern scheint Reza im übrigen besonders viel zu halten. „They pray, afterwards they are betraying their customers. The good ist staying in the mosque.“ war sein Kommentar zur Gebetszeit. Immerhin bleiben die Iraner von einigen Übeln verschont. Es gibt keine einzige amerikanische Fastfood-Kette im Iran. Würde mich aber sofort als Franchisenehmer anmelden. McDonalds würde hier sicher sehr gut gehen, wenn man bedenkt, dass alles was aus den Staaten kommt, total im Trend liegt, obwohl Amerikaner selbst hier eher weniger gern gesehen sind. Hatte auch das Problem, dass die sich hier zwar sehr freuen, wenn man mit Dollar zahlt - American Express Traveller Cheques sind in Teheran allerdings nicht einmal das Papier wert, auf dem sie gedruckt sind. Abgesehen davon gibt es im Iran nicht einmal mehr eine amerikanische Botschaft. Da herrscht derzeit diplomatische Eiszeit.

Zum Abschluss ging es noch ins Juwelenmuseum, welches direkt gegenüber der deutschen Botschaft liegt – ja, wir haben noch eine. Ich habe mich zunächst gewundert, warum ich Fotoapparat, Handy und sogar meinen Metallgeldbeutel und USB-Stick abgeben musste und durch drei Sicherheitsschleußen und eine riesige Tresortür musste, aber als ich drin war, wurde mir klar warum: Die persischen Schahs haben in ihrer langen Geschichte mehr Gold, Diamanten und Juwelen angehäuft, als die Königin von England je besitzen wird. Ich war im Tower in London, aber gegen diese Schatzkammer nehmen sich die dortigen Ausstellungsstücke eher bescheiden aus. Prunkstücke sind der Deryaye Nur (Meer des Lichts), mit 182 Karat einer der größten Diamanten der Welt und ein mit Edelsteinen besetzter Thron aus purem Gold.

Da ich heute wieder einen Nachtflug und einige Stunden Zeitverschiebung vor mir habe, werde ich mich jetzt noch ein paar Stunden ausruhen. Ich hoffe, dass das WLAN am Flughafen in Doha, wo ich umsteigen muss, stark genug ist, um das hier zu posten. Auf nach Thailand!

1) Reza, mein Lieblingsiraner
2) Braucht noch jemadn Software?
3) Iranische Architektur
4) Welche Marke darf es denn sein?
5) Auch Kopftuchtraegerinnen sind modebewusst





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