Montag, 1. Dezember 2008

Manche nennen es „Hiking“, Andere halsbrecherisch

Ich kann mich nicht erinnern, jemals vom Krähen eines Hahns aufgewacht zu sein – heute morgen war es soweit. Morgens schwirren hunderte Libellen durch den Garten. Der Himmel war klar und nach dem nächtlichen Gewitter trockneten die ersten Sonnenstrahlen meine Jeans und meine Schuhe. Zum Frühstück gab es Herrys Bananenpfannkuchen.

Als mir Herry gestern erzählt hatte, dass er vor Kurzem Autoren vom Lonely Planet hier hatte und der Gunung Salak, als Alternative zum, von Touristen überlaufenen, Gunung Gede, in der nächsten Ausgabe empfohlen werden würde, freute ich mich schon, dass ich einen solchen Geheimtipp als einer der ersten Touristen besuchen durfte. Ich hatte ja keine Ahnung, was mich erwartete...

Mit dem Roller ging es also zum Fuß des Gunung Salak. Ich wunderte mich schon, warum Herry im „Basislager“, einer kleinen Suppenküche, blieb und mich mit Arif, dem jüngsten der drei Brüder, auf den Berg schickte. Bald sollte ich wissen warum. Der Aufstieg war die wohl abenteuerlichste Wanderung, die ich je erlebt habe. Vier Kilometer ging es, größtenteils steil bergauf, über Trampelpfade im Dschungel. Als wäre das nicht genug, waren die Pfade durch die gestrigen Regengüsse stellenweise zu Sturzbächen geworden. Bis zur Hälfte des Weges blieben meine – ohnehin gerade erst getrockneten – Schuhe vom Wasser verschont, dann gab es keinen anderen Weg mehr als bis zu den Knöcheln im Wasser zu waten. Für Arif, der mit weißen (!) Sneakern unterwegs war, schien das alles kein Problem zu sein. Er kletterte wie eine Gemse den Berg hinauf. Ich war aber auch ganz stolz auf mich, als wir oben ankamen, da ich nur einmal abgerutscht war und ansonsten einen recht festen Tritt hatte.

Am Vulkan Kawah Ratu (fragt mich nicht, warum der anders heißt, als der Berg) angekommen, wurde ich aber für die Tortur entschädigt. Schwefelgelbe Flüsse fließen durch weißes oder rötliches Gestein. Überall zischt es und Dampfwolken steigen empor. Schon vom Dschungelpfad aus konnte man am Geruch nach faulen Eiern erkennen, dass man bald da war. Natürlich mussten wir auch wieder über den selben Weg zurück und er war in der Zwischenzeit nicht weniger steil geworden. Ich bin auch nur dreimal umgeknickt und fürchtete schon den nächsten Bänderriss, aber unten angekommen wurde ich für das Abenteuertrekking mit Tee, heißer Suppe und der Versicherung von Herry belohnt, dass er diese Tour auch nur mit Touristen macht, die fit aussehen. Danke für das Kompliment!

Auf dem Rückweg nach Bogor sind wir dann noch an einer traditionellen Marionettenwerkstatt vorbei gefahren. In dritter Generation werden hier Marionetten für das in ganz Indonesien beliebte Theaterspiel – in Bali kennt man es als Schattentheater – hergestellt. Um eine Puppe, inklusive Kopf und Kostüm herzustellen, braucht der Schitzmeister eine ganze Woche. Wenn man bedenkt, dass die Puppen für etwa 35 Euro verkauft werden, ist das ein sehr bescheidener Stundenlohn für so viel Kunstfertigkeit.

Für heute hatte ich genug Abenteuer, weshalb ich beschlossen habe, erst morgen Richtung Bandung weiter zu fahren. Das hat auch den Vorteil, dass man tagsüber den malerischen Puncak Pass, der auf dem Weg liegt, besser sehen kann. Ich hoffe es geht euch allen gut. Frohen ersten Advent, auch wenn das bei den Wetterverhältnissen hier komisch klingt, wünscht euer Schmalspur-Indiana Jones!

Kommentare zu den Bildern:

1) Ein weniger steiles, aber umso nasseres Wegstueck, an dem ich mal kurz mit festem Boden unter den Fuessen ein Foto machen konnte
2) Oder lieber steil, aber trocken?
3) Auf dem Vulkan
4) Meine Schuhe nach dem Abenteuertrip
5) Kopf einer Java-Marionette





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