Auf zu einer Besichtigungstour durch Yogyakarta! Was einem hier als erstes – im Vergleich zu den Städten in denen ich bisher war – auffällt, ist das es hier, trotz Nebensaison, nur so von Touristen wimmelt. Das war ich seit Dubai überhaupt nicht mehr gewöhnt. Dies liegt daran, dass Yogya (die hier übliche Kurzform für die Stadt), das kulturelle Zentrum Javas ist. Fast jeder in der Stadt ist ein Künstler, oder möchte es zumindest den Touristen weismachen.
Jede Tour durch Yogya beginnt wohl am Kraton, dem Sultanspalast. Es gibt noch immer einen Sultan – den mittlerweile zehnten. Der Vater des jetzigen Sultans hatte neben diesem Amt vom Staat Indonesien sogar noch mehrere Ministerposten verliehen bekommen und war zwischenzeitlich Vizepräsident. Deswegen wird er von den Leuten hier auch sehr verehrt und bekam sogar bei uns das Bundesverdienstkreuz. Neben diversen Ausstellungen gibt es im Palast auch immer wieder Gamelan-Musikaufführungen, von denen ich sogar eine sehen konnte – klingt interessant, aber stellenweise, zumindest für westliche Ohren etwas schief - Tanzaufführungen und Schattenspiele.
Die Puppen für letzteres habe ich mir anschließend in der offiziellen Werkstatt des Sultans angesehen. Die aus dem Hinduismus kommenden Aufführungen des Rahmayana und Mahabarata gleichen sich über Indonesien hinweg. Jedoch werden in West-Java Marionetten verwendet, wie ihr in einem der vorherigen Blogeinträge sehen könnt, hier in Ost-Java verwendet man aus Tierhäuten gemachte Schattenspielpuppen und anderswo „menschliche Puppen“, also Schauspieler mit aufwändigen Kostümen. Für die Figuren aus Tierhäuten werden nur bestimmte Rinderhäute verwendet und es dauert zwei Wochen sie zu verzieren und zu bemalen. Jede Farbe und Form hat dabei eine Bedeutung und symbolisiert zum Beispiel die Chakren oder den Lebensweg, den jeder Mensch zu gehen hat. Das ist wie Bildungstheater auch für das einfach Volk. Mich hat das ein wenig an Platos Höhlengleichnis erinnert. Der Mensch in der Höhle sieht nur die Schatten, nicht aber den, der die Schatten wirft, geschweige denn die Realität. Entschuldigt bitte den kleinen Ausweg in abendländische Philosophie. Danach war ich im Künstlerviertel um den Kraton herum spazieren. Auf der Hauptstraße Yogyas, der Jalan Marlioboro – ja, das ist der mit den Zigaretten – bekommt man meist nur überteuerte gedruckte Batiken, aber hier sitzen viele alte Meister, die in den Diensten des Sultanspalasts stehen. Ich bin zwar kein großer Kunstfreund, aber im Gegensatz zu den klassischen Batik-Tüchern finde ich einige gemalte und moderne Interpretationen sehr schön.
Im Anschluss daran war ich in der Sumur Cemuling, einer Untergrundmoschee. Vor einigen Jahren gab es hier ein starkes Erdbeben, das den darüber liegenden Wasserpalast in eine Ruine verwandelt hat, aber die Moschee ist nach wie vor intakt. Zum Ende meines heutigen Besichtigungsprogramms ging es noch auf den Vogelmarkt. Außer Vögeln gibt es hier noch allerhand andere Tiere, von Schlangen und Echsen über Affen bis hin zu Eulen. Die Tiere taten mir in ihren engen Käfigen sehr leid und ich habe für einen kurzen Moment überlegt, mir eine weiße Eule zu kaufen und sie „Hedwig“ zu nennen. ;-)
Da es dann sehr heiß wurde, habe ich beschlossen, mich einer Generalüberholung zu unterziehen. Also war ich zuerst beim Friseur, der mir auch gleich noch eine Gesichtsmaske und Kopfmassage verpasst hat, und anschließend in der Reinigung, was fast noch nötiger war, als ein Haarschnitt. Bei 1,30 für fünf Kilo Wäsche würde ich definitiv nie wieder selbst waschen und bügeln. Ich hoffe ihr könnt bei dem blauen Himmel auf den Bildern das Schneechaos auf deutschen Straßen, von dem ich gelesen habe, ein wenig vergessen. Hier ist es aber definitiv zu warm, falls euch das hilft!
Kommentare zu den Bildern (gibt es in Indonesien eigentlich keinen Doppelpunkt?)
1) Gamelan-Orchester, schoen, aber schief
2) Schattenspielfigur aus dem Mahabarata
3) In der Untergrund-Moschee - trotzdem Open Air
4) Was ist blauer? Der Pool oder der Himmel?
5) Auf dem Vogelmarkt
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